Teneriffa - 1.3. bis 20.3.2020

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1.3.2021 - Anreise nach La Paz
Heute brechen wir in La Arena unsere Zelte ab und fahren einmal rüber über den Berg in den Norden. Das Wetter ist gut, wenngleich eine Dunstschicht die Fernsicht behindert. Unser erster Weg führt uns zu Maria und deren Mann. Ich begleiche die Anzahlung für 2021 und weiter geht es zu Astrid nach La Paz (Puerto de la Cruz). Astrid übergibt uns ihre Wohnung, welche wirklich "en la primera fila frente al mar" liegt. Wir richten uns ein und gehen dann auf die Suche nach einem Lokal in unserer Umgebung. Lokale gibt es hier genug, allerdings sind die meisten fest in deutscher Hand, da La Paz in erster Linie von Deutschen bewohnt ist. Das von mir ausgewählte Lokal hat am Sonntag zu und wir gehen zum Chinesen ums Eck. Ja, ich weiß, in Teneriffa muss es nicht der Chinese sein, aber alle Chinesen die wir bisher ausprobiert haben waren super. Heute ist der Chinese zur Abwechslung wieder einmal ein Echter und wir erfreuen uns heute über Hühnchen bzw. Schwein in scharfer Soße. Großartig! Den unentbehrlichen Barraquito gibt es heute zu Hause. Die Thermik vor der Nordküste ist ein Eldorado für Paraglider. Sie fliegen waghalsige Manöver zwischen den küstennahen Häusern und anfangs hat man Angst, dass die Jungs und Mädels im heimischen Pool landen. Das wäre zwar kein Problem, denn der hat 27 Grad. Seit heute haben wir auch via TV wieder Kontakt zur Heimat. Dank Servus TV gibt es wieder lupenreines Österreichisch in unseren 4 Wänden. Wir sind schon gespannt, was uns der Norden in den nächsten Wochen zu bieten hat.

  
 

2.3.2020 - erste Erkundung der Stadt
Als erstes wollen wir uns heute einmal mit unserer Umgebung vertraut machen. Unweit von uns gibt es einen Supermarkt, der speziell für die Deutschen, die hier allgegenwärtig sind, ab 8:30 Uhr seine Tore öffnet. Die Preise sind etwa doppelt so teuer als im Mercadona, dafür kommen aber auch 90 % der angebotenen Sachen aus Deutschland. Es ist zwar für uns schwer nachvollziehbar, warum es denn die Wurst oder der Käse aus Deutschland sein muss, wenn es hier auf den Kanaren jede Menge gleichgute spanische Produkte gibt - allerdings zum halben Preis. Wir kaufen nur ein Brot und ein Glas Mojo Rojo. Das wird hier lokal hergestellt und kostet überall gleich viel. Nachdem wir unseren Einkauf nach Hause gebracht haben gehen wir runter zum Strand. Das Wetter ist etwas durchwachsen, aber für eine kleine Stadtwanderung recht brauchbar. Die Stadtplanung hat auf Fußgänger sehr viel Rücksicht genommen und so gibt es überall sehr schöne breite Gehsteige und einen Fußgängerweg bis ins Zentrum. Der Frühling ist auch im Norden nicht mehr zu übersehen. Neben den unzähligen Bettenburgen haben sich Gott sei Dank noch ein paar Kirchen und andere historische Bauten behaupten können. Über unzählige Stufen gelangen wir an den Stadtstrand von Puerto. Daneben wartet der Lago Martianz - ein riesiges Freibad - auf Besucher. Für lediglich 5 Euro kann man hier von 10:00 bis 18:00 Uhr karibisches Feeling genießen. Weiter geht unsere Wanderung vorbei an der Eremita de San Telmo bis zum Strand gleichen Namens. Am Ende des Strandes, direkt unter dem  Punta del Viento befindet sich das unterirdische Restaurante Rústico. Ein Blick auf die Speisekarte rät uns von einem Besuch Abstand zu nehmen. Wienerschnitzel und Co. werden zu deutlich überhöhten Preisen angeboten, aber das scheint den Touristen egal zu sein, denn der Laden ist gut besucht. Wirklich alles und jedes was hier an der Flaniermeile angeboten wird ist viel zu teuer. Wir gehen, jetzt am Rand der Altstadt angekommen in eine kleine Seitengasse bei der Iglesia de Nuestra Señora de la Peña de Francia und gönnen uns erst einmal einen Barraquito. Der wird hier ohne 43er serviert, kostet aber lediglich 1,25 € die große Tasse. Dass in der kleinen Bar viele Einheimische sitzen ist (wie immer) ein gutes Zeichen. Die Wettersituation ist sehr unklar. Es wird immer bewölkter und wir haben keinen Schirm dabei. Wir machen uns deswegen auf den Rückweg, nehmen dieses Mal aber nicht den Trampelpfad der Touristen, sondern gehen auf schnellstem Weg in Richtung Heimat. Auch hier gibt es viele Stufen zu bewältigen, aber die schönen alten Häuser und blühenden Palisanderbäume sind uns lieber als die dauerquasselnden Touristen. Kurz bevor wir unser Nest erreichen sehen wir einen wunderbar erhaltenen Renault aus den 70er Jahren am Straßenrand. Nostalgie kommt auf und man möchte am liebsten einsteigen und eine Runde drehen. Zu Hause wird erst einmal gekocht. Und was gibt es heute? Das einfachste, billigste und zugleich eines der schmackhaftesten Essen überhaupt. Papas arugadas con mojo rojo. Simpler geht es nicht, besser nur schwer. Danach Siesta und am Abend ein wenig TV und bald ins Bett, denn für morgen und übermorgen ist super Wetter vorhergesagt. Das muss man an der Nordküste nützen.

 
 
 
 
 
 

3.3.2020 - Ausflug nach Las Carboneras
Eigentlich wollten wir uns heute die Orgelpfeifen, eine imposante Gesteinsformation, oberhalb der Stadt La Orotava ansehen. Da aber am Morgen dichte Wolken über dem Gebiet liegen, ändern wir den Plan und fahren zum Anaga Gebirge. Wir haben hier schon viele Wanderungen im letzten Jahr gemacht, aber die Umgebung von Las Carboneras ist uns noch fremd. Las Carboneras ist ein einsames Bergdorf, rund 600 Meter hoch gelegen und zählt gerade einmal 60 Einwohner, die sich hauptsächlich mit dem Anbau von Tomaten und Kartoffeln ihr Brot verdienen. Wir parken ca. ½ km vor dem Dorf, da in den Ortschaften das Parken oft problematisch ist. Schon beim Aussteigen zieht uns dieser Ort in seinen Bann. Eine Märchenlandschaft umgibt diesen einsamen Ort und man fühlt sich einfach wohl. Unser Wanderziel sind 2 Aussichtspunkt, zum einen der Mirador hacia el Roque de los Pinos und zum anderen der Mirador Aguaide. Der Weg ist einfach aber wunderschön und beeindruckend. Da sind einmal die terrassenartigen Felder, die alle von Hand bearbeitet werden müssen. Hier wachsen meine ach so geliebten Kartoffeln die von den Einheimischen zu den köstlichen papas arrugadas verarbeitet werden. Die Zitrusfrüchte gedeihen neben der Straße und so manches Haus ist einfach in den Fels gearbeitet worden. Mit jeder Kurve ändert sich die Szenerie und man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Nach einer Stunde erreichen wir die Iglesia de San Ramón wo die Straße endet. Von hier geht es nur mehr über Stock und Stein weiter. Die Aussichtspunkte sind wirklich beeindruckend. Besonders der Mirador Aguaide ist sehr speziell. Hier fällt der Fels ca. 600 Meter senkrecht ab. Tief unter uns liegt Punta del Hidalgo. Der Rückweg ist genauso großartig. Nach gut 2 Stunden sind wir wieder in Las Carboneras und kehren bei der Bar Valentín ein. Speisekarte gibt es keine, aber die Wirtin sagt mir was es gibt. Sopa de verduras (Gemüsesuppe), carne de cabra (Ziegenfleisch), carne des res (Rindfleisch) und papas arrugadas (Kartoffeln) mit mojo rojo. Wir wählen die Ziege und landen einen Volltreffer. Warum Ziege bei uns zu Hause nicht zu bekommen ist verstehen wir nicht. Sehr wohlschmeckend und wenn man es wie die Teneriferos zubereitet wahrlich ein Leckerbissen. Dazu eine große Portion papas mit mojo und ein großes Weißbrot. Wir waren wirklich hungrig, aber das muss man auch sein um eine solche Portion vertilgen zu können. Wir zahlen 11,50 € für alles und gehen die letzten 500 Meter bis zum Auto. Und wie wenn wir nicht schon genug von der Natur heute verwöhnt worden wären, stehen am Wegesrand noch Callas und Strelitzien. Wer die Natur liebt und die einfachen, unkomplizierten Leute, der sollte einmal hier her kommen. Beim Heimfahren machen wir noch schnell die Einkäufe und begeben uns müde aber sehr zufrieden zu Bett.

 
 
 
 
 
 
 
 
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4.3.2020 - Ausflug nach Teno Alto
War gestern das östlich gelegene Anaga Gebirge dran so geht es heute wieder nach Westen ins Teno Gebirge. Diese beiden Gebirgsketten könnten nicht unterschiedlicher sein. Wir verabreden uns mit Andrew und Sue, Treffpunkt Teno Alto, hoch in den Bergen. Es sind nur gut 50 km, aber wir brauchen 1 ¼ Stunden für die Anreise. In den Bergen sind die Straßen extrem kurvenreich und eng und es ist stets Vorsicht geboten. Wir gehen zunächst den Camino la Siete hoch bis der Wanderweg TF-51 nach links Richtung Masca abzweigt. Wir kommen nur langsam voran, da es Sue nicht gut geht. Sie quält sich eine ganze Zeit den Berg hoch, muss dann aber doch klein beigeben. Andrew trifft die richtige Entscheidung und die Beiden drehen um. Später erfahren wir von Andrew, dass sie zum Arzt gehen mussten. Der stellte beim Röntgen ihrer Lungen fest, dass Sue gegen irgendetwas allergisch reagiert. Sie bekam eine Infusion und Sauerstoff und jetzt geht es ihr wieder besser. Wir gehen den TF-51 weiter bis wir den höchsten Punkt erreicht haben. Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Die Sicht es sehr gut - im Teno eher eine Seltenheit - und wir sehen am Horizont die Nachbarinseln La Palma und La Gomera. Obwohl das Wetter heute perfekt ist sind nur relativ wenige Wanderer unterwegs. Am Heimweg fahren wir noch kurz zum Lidl. Wir wollen uns heute wieder einmal selbst verpflegen und brauchen noch was zum Brutzeln. Das finden wir hier in Form von wunderbaren Entrecotes und bereiten uns die zu Hause perfekt zu. Dazu ein Salat und die unumgänglichen Arrugadas und einen Tinto. 

 
 
 
 
 
 
 


5.3.2020 - der botanische Garten von Puerto de la Cruz
Heute zeigt uns die Nordküste ihre raue Seite. Es ist stark bewölkt und der Wind bläst. Absolut kein Wetter für eine lange Wanderung in den Bergen. Da wir hier in Puerto genügend zu erkunden haben wird es uns aber nicht langweilig. Wir wählen für heute den botanischen Garten, welcher nur ¼ Stunde von unserem Quartier entfernt ist. Der Eintritt kostet gerade einmal 3 Euro und der Garten ist auf Grund  des Wetters gut besucht. Er beherbergt eine kunterbunte Sammlung aller möglichen Gewächse aus aller Welt. Ursprünglich wurde der „Jardín de aclimatación“ von König Karl III. von Spanien 1788 in Auftrag gegeben, um die exotischen Pflanzen aus den Kolonien an das Klima der königlichen Gärten in Madrid und Aranjuez zu gewöhnen. Zwischenzeitlich haben noch eine Menge anderer Pflanzen im Garten Einzug gehalten und es gibt absolut keine klare Struktur. Egal, er ist nett zum Ansehen, wenngleich die Blütenpflanzen in der Minderzahl sind. Das was aber blüht ist sehenswert. Danach gehen wir wieder nach Hause, kochen und nehmen und die vorletzte Lektion von Spanisch II zur Brust. Noch ein bisschen fernsehen und mit der Hoffnung, dass es morgen wieder gutes Wanderwetter gibt, geht es ab in die Heia. 

 
 
 
 
 
 
 

6.3.2020 - es bläst!
War das Wetter schon gestern nicht gerade kuschelig, so ist es das heute schon gar nicht. Die vorhergesagte stürmische Kaltfront hat in der Nacht die Kanaren erreicht und uns weht eine kräftige Briese um die Nase. Absolut kein Tag zum Rausgehen. Bereits in den Morgenstunden erreicht der Wind über 40 km/h. Das wäre ja gar nicht so viel, aber durch die hohen Bauten wird der Wind kanalisiert und erreicht so zwischen den Häuserschluchten gut und gern 70-80 km/h. Während des Tages legt der Wind noch eine Schippe zu und wir verbarrikadieren uns in unseren 4 Wänden. Auf der Terrasse wir alles festgezurrt, damit nichts durch die Gegend fliegen kann. Nach einem sehr späten Frühstück machen uns über die letzte Lektion Spanisch her, Teil 2 ist somit erledigt. Auf uns warten aber noch 28 weitere Lektionen des Teils 3 - also Langeweile kommt nicht auf. Unser kleiner Heizer arbeitet auf vollen Touren, denn auch hier in diesem Apartment sind die Türen und Fenster nicht so dicht wie sie sein sollten. Ein gutes hat der Nordostwind allerding - er beschert uns keinen Sand aus der Sahara. Die See wird rauer und wenn die Wettervorhersage für Morgen stimmt (es soll sich beruhigen), werden wir uns dann die großen Wellen beim Punta de Hidalgo ansehen.

 
 

7.3.2020 - Orchideengarten und mehr!
Der Wind hat nachgelassen und ich plane eine Wanderung bei Las Llanas. Dann bekommen wir eine Nachricht von Andrew, ob wir nicht bei ihm vorbeischauen könnten, da er eine CD vom Arzt erhalten hat, auf der das Lungenröntgen von Sue ist. Er selbst hat keinen Laptop sondern nur ein Pad und kann die CD nicht einlesen. Er möchte sicherheitshalber die Bilder an Sue‘s Arzt in Frankreich senden und dazu benötigt er eben meine Hilfe. Also planen wir um und  machen uns auf den Weg einmal quer durch die Stadt. Da der Orchideengarten Sitio Litre am Weg liegt statten wir diesem einen Besuch ab. Die Orchideen sind sehenswert und das besondere Highlight ist der 600 Jahre alte Drachenbaum. Dann geht es weiter mit einem schweren Rucksack einmal durch die sehr touristische Altstadt zum Apartmentturm Acapulco 3. Die 6 km sind keine Herausforderung und gegen 14:00 Uhr sind wir da. Die EDV-Arbeit ist schnell erledigt und nach einem Kaffee brechen wir gemeinsam auf zur Guachinche El Cubano. Ein Guanchine ist ein Lokal, in dem auf den Kanarischen Inseln am Ort erzeugter Wein ausgeschenkt wird und ortstypische einfache Gerichte serviert werden. Der Laden ist brechend voll und wir können gerade noch einen Tisch ergattern. Bei so vielen Leuten dauerte es eine ganze Zeit bis sich die Bedienung unserer annimmt aber wir haben ja so viel zu bequatschen dass das egal ist. Das Essen kommt dann flott und schmeckt sehr gut. 4 verschiedene Vorspeisen und danach ein gegrilltes Schweinesteak, 1 Liter vom Roten und 1 ½ Liter Wasser und das alles für 4 Personen um 33 Euro. Das kann man nicht meckern. Wie die Tische (nicht unserer) nach dem Essen aussehen zeigt das Foto. Über den Rest freuen sich die Hühner, bzw. die Haushunde, die nicht unbedingt zu den hübschesten aber zu den gemütlichsten gehören. Es ist schon relativ spät als wir wieder zu Hause sind und es ist richtig frisch geworden. Gut, dass wir in unserem Apartment eine Heizung haben.

 
 
 
 
 
 
 

8.3.2020 - hoch, höher, Teide!
Das Wetter ist heute perfekt für einen Ausflug zum Teide. Von Puerto führt die Straße über das Orotava Tal hoch auf ca. 2.000 m bis Las Cañadas del Teide. Wir parken in der Nähe des Centro de Visitantes de El Portillo und beginnen unsere Wanderung auf dem Portillo de la Villa. Wir befinden uns mitten in den Cañadas del Teide, eine riesige Caldera mit 17 km Durchmesser welche vor ca. 170.000 Jahren entstand. Der Wind bläst kräftig und das Wandern ist nicht das pure Vergnügen. Wir gehen bis zur Abzweigung des Sendero 2 und diesen noch gut ½ Stunde weiter und stehen plötzlich mitten drin im Urkrater. Hier drehen wir um, da uns das Überqueren des steilen Kraterrandes bei dem starken Wind keinen Spaß macht. Nach knapp 2 Stunden sind wieder beim Parkplatz und fahren die 2.000 m wieder runter. Auf halbem Weg stoppen wir noch beim Mirador Piedra la Rosa. Hier ist eine viele Meter hohe Rose aus Stein zu bewundern, die beim Erkalten der Lavamassen entstanden ist. Eine wohl weltweit einzigartige  Kuriosität der Natur. 

 
 
 

9.3.2020 - was für ein schöner Tag!
Da uns auch heute der Wettergott hold ist, starten wir noch einmal in Richtung Teide. Ziel ist heute der riesige Picknickplatz La Caldera oberhalb von Aguamansa. Auf dem Grund eines Kraters wurde eine große Fläche eingeebnet und mit Grillmöglichkeiten und Picknicktischen versehen. Hier geben sich am Wochenende die Einheimischen gerne ein Stelldichein. Von hier starten jede Menge Wanderwege und wir entscheiden uns für den TF 35, welche uns zu den Orgelpfeifen des Teide bringen soll. Wir gehen so ca. ½ Stunde die Pista de Mamimo durch den Kiefernwald und suchen diese spezielle Felsfomartion. Umsonst, überall ist nur Kiefernwald zu sehen. Als wir bei der alten Casa de Agua angelangt sind, treffen wir auf 2 deutsche Urlauberinnen, die mit Wanderkarte und –buch uns behilflich sind. Laut deren Karte müsste es genau von hier Weg einen kurzen Weg zu den Los Organos geben. Also gehen wir halt den TF 35.2, die Rute del Agua. Um es vorweg zu nehmen, dies war keine gute Entscheidung. Zunächst wird aus dem Weg ein Pfad, der noch dazu extrem steil nach oben führt. Links geht es senkrecht hinunter in den Barranco, vor uns der steil nach oben führende Pfad und unter den Schuhen eine Mischung aus Sand, Kies und herabgefallenem Laub und Flechten. Wir kommen aber dennoch - wenn auch schweißtreibend - gut voran und haben in 20 Minuten die 350 Höhenmeter geschafft. Oben angekommen treffen wir auf eine Touristin, die wir noch einmal befragen. Also, die Orgelpfeifen sind ihr nicht bekannt und dem Weg den wir jetzt gehen sollen wir folgen, er führt wieder zur Pista de Mamimo. Gesagt, getan. Der 2. Teil - der Abstieg -  erweist sich manierlicher. Es gibt nur zwei, drei Passagen die man voll konzentriert gehen muss, der Rest ist ok. Nach 1 Stunde sind wir wieder bei der Casa da Agua. Eine Höhenwanderung, die den Spuren der ehemaligen Levadas folgt, die noch in Fragmenten zu sehen sind. Das Wasser wurde in früheren Tagen von hier oben mal in diese und mal in jene Teile des darunter liegenden Orotavatals gelenkt. Am Rückweg entdecken wir dann doch tatsächlich noch die Los Organos. Die kann man tatsächlich nur beim Rückweg erblicken und das auch nur auf einer Strecke von knapp 10 Metern. Also Ziel doch noch erreicht. Da wir schon mal halb oben sind am Teide, machen wir uns auf nach La Laguna zum Restaurante Bodegón Juanito. Es sind zwar 56 km bis dorthin, aber die Fahrt hoch zum Teide und dann runter nach La Laguna ist sehr sehenswert und das Essen beim Juanito würde auch eine noch längere Anreise rechtfertigen. Wir kennen kein zweites Lokal, welches Fleisch so delikat zubereitet wie Juanito. Wir werden nicht enttäuscht und fahren danach auf der Autobahn die 30 km zurück zu unserem Quartier.

 
 
 
 


10.3.2020 - Afur und Taborno!
Jetzt waren wir im Lauf der Jahre schon so oft im Anagagebirge und noch immer gibt es für uns weiße Flecken auf der Landkarte. Deshalb fahren wir heute ein weiteres Mal ins Anaga und zwar nach Afur. Wir parken in der Nähe der Ermita de San Pedro und schauen uns das kleine Kirchlein auch von innen an. Ein bisschen göttlichen Beistand kann man immer brauchen. Wir sind hier grad mal 200 Meter über dem Meer und unser angestrebtes Ziel Taborno liegt gut 450 m höher. Man kann das Ziel von unten sehen, allerdings liegt ein bisschen Fels dazwischen (siehe Bild 5). Wir probieren es dennoch, drehen aber nach einer ¾ Stunde um. Der Weg wäre eigentlich gar nicht so lang, aber extrem steil. Die ersten 350 Höhenmeter sind bereits nach einem guten Kilometer Wegstrecke absolviert. Das raubt die Kräfte! Uns sind diese sowieso seit der gestrigen Wanderung etwas abhandengekommen. Wir drehen um und fahren nach Taborno hoch. Dort besuchen wir zunächst einmal die Bar La Ventita del Roque und genehmigen uns ein Bocadilo. So frisch gestärkt besuchen wir zunächst die Iglesia de Taborno und gehen noch bis zum Mirador des Roque Taborno. Aber wir werden Afur sicher noch einmal besuchen, gibt es doch von dort auch eine herrliche Wanderung runter zum Meer.

 
 
 
 
 
 
 

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11.3.2020 - Puerto de la Cruz!
Gerti verweigert heute eine Wanderung im Gebirge. Na, dann muss halt die Stadt wieder herhalten. Es gibt noch ein paar Gärten die wir noch nicht besichtigt haben und so gehen wir als erstes zum Jardines de San Fernando. Oh je, da war schon lange kein Gärtner mehr tätig. Völlig verwildert und ungepflegt lassen wir den Garten links liegen und gehen weiter zum Parque Taoro. Da gibt es einen oberen und einen unteren Teil. Der obere Teil ist eigentlich kein Garten sondern eher eine ebenfalls ungepflegte Grünfläche, die vielen Läufern als Trainingsgelände dient. Das Sehenswerteste ist die All Saints Anglican Church mit dem riesigen, uralten Baum. Wir gehen weiter zum unteren Teil und kommen am alten Gran Hotel Taoro vorbei. Früher war das sicher ein ganz tolles Hotel, heute ist es eine Baustelle. Der untere Teil des Parks hat schon ein wenig mit dem zu tun was wir uns unter Park vorstellen. Leider sind wegen des Wassermangels die Wasserfälle außer Betrieb. Zu Zeiten, als das Gran Hotel noch seinem Namen gerecht wurde, war es sicher ein ganz wunderbarer Garten. Heute aber hat auch dieser Teil seinen Glanz verloren. Wir gehen runter zum Meer, schlendern mal hierhin und mal dahin und sammeln Kilometer. Beim Mercadona kaufen wir noch Brot und Tomaten und machen uns dann auf den Heimweg. Wir wählen die längere aber leichtere Variante am Meer entlang und sind nach 3 ½ Stunden wieder zu Hause. Ich bin mir sicher, dass Gerti bei einer meiner geplanten Wanderungen nicht so kaputt gewesen wäre als jetzt. Zu Hause mach ich uns noch schnell ein Steak mit Arugadas, Gerti komplettiert die Mahlzeit mit einem ausgezeichneten Tomatensalat und das war es dann für heute.

 
 
 


12.3.2020 - Teide und ein bisschen mehr!
Das Wetter ist super und wir fahren kurz vor 10:00 Uhr hoch zum Teide. Als wir eine knappe Stunde später oben sind sehen wir etwas, das hier oben äußerst selten ist. Leere Parkplätze! Wir parken bei Minas de San Jose und wollen zum Montaña Blanca gehen. Das erweist sich allerdings als äußerst schwierig, da man auf dem Weg dorthin in eine tiefe Schlucht absteigen muss, nur um nach knapp 3 km wieder hochzuklettern. Wir fahren einen Parkplatz weiter - von hier wäre der Berg zu begehen - aber da gibt es leider keine Parkplätze mehr. Also zurück zu den Minas de San Jose und so wandern wir halt hier. Es ist angenehm warm, fast kein Wind und abseits der Aussichtspunkte gibt es keine Touristen. Nach einer Stunde wandern kommt Gerti auf die Idee, die Rückfahrt nicht über La Laguna (Restaurante Bodegón Juanito) zu machen, sondern stattdessen einmal quer durch die Caldera zu fahren und bei der Risco Los Llanos einzukehren. Ich wollte da sowie noch einmal hin, weil da ja zwischenzeitlich die Büsche blühen sollten. Eine Stunde später parken wir bei der Caserio Los Partidos, jenem kleinen Lokal das immer zu hat, und wir wandern auf einem staubigen Weg Richtung Volcan Chinyero. Es ist extrem trocken und die Büsche tragen kaum Blüten. Für den Weg zur Risco wählen wir jenen durch den Wald. Hier scheint es etwas feuchter zu sein und wir sehen ein paar der blühenden Büsche. In der Risco sind wir praktisch schon Stammgast und werden sehr freundlich empfangen. Einmal mehr gibt es das schmackhafte Fleischgericht mit Arugadas und den unvergleichlichen Mojos. Dazu ein Bier und einen Chupito vom Haus. Eine knappe halbe Stunde Wanderung noch bis zum Parkplatz und ab geht es nach Hause. Kurz hinter Erjos fällt Nebel ein und dieser begleitet uns bis kurz vor Puerto. 

 
 
 
 
 
 
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13.3.2020 - Alea iacta est!
Nach eingehender Sondierung der Situation vor Ort, haben wir uns heute entschlossen, unseren Aufenthalt auf Teneriffa vorzeitig abzubrechen. Ob diese Entscheidung richtig oder falsch war werden die nächsten Wochen zeigen. Auf Teneriffa gibt es derzeitig nur wenige Erkrankte, aber das kann sich natürlich recht schnell ändern. Betroffen ist das obere Orotava Tal, Santa Cruz, Puerto Cruz und noch ein paar kleine Gemeinden. Die Regierung der Kanaren hat sich wie Österreich dazu entschieden die Schulen zu schließen, alle Sport- und sonstigen Veranstaltungen abzusagen und die Bevölkerung aufgerufen, größere Menschenansammlungen zu meiden. Wir fühlen uns hier sehr sicher, haben wir doch keinen direkt Kontakt zu anderen Personen. Wenn wir in der Natur unterwegs sind gibt es sowieso kein Problem und beim Einkaufen der Lebensmittel geht es sehr ruhig und gesittet zu. Hamsterkäufe kennen die Teneriferos nicht. Wir werden versuchen, uns die letzte Woche hier noch so angenehm wie möglich zu machen und hoffen, dass sich die Situation allerorts bald wieder bessert.

14.3.2020 - noch einmal Anagagebirge!
Das Wetter ist wechselhaft und eher kühl. Die aktuelle Wettersituation spricht am ehesten für das untere Anagagebirge. Hier kennen wir eine kleine Wanderung, die ein paar hundert Meter oberhalb von Tegueste losgeht. Bei der Hinfahrt bemerken wir einmal mehr die leeren Straßen. Den normalerweise starken Verkehr um La Laguna gibt es heute nicht und Leute sieht man auch keine auf der Straße. Wir wählen diese Zufahrt, weil sie wesentlich kürzer ist als über Las Mercedes und Cruz de Carmen. Ok, die Straße ist sehr kurvenreich und recht schmal, aber daran haben wir uns mittlerweile gewohnt. Als wir aussteigen, schlägt uns ein kalter Wind entgegen. Es hat frische 15 Grad und somit kommt bei Gerti heuer zum ersten Mal die Haube zum Einsatz. Es ist keine anspruchsvolle Wanderung, aber mit 1 ½ Stunden und ein paar Höhenmeter die ideale Vorbereitung auf ein opulentes Mittagessen. Und das gibt es natürlich im Restaurante Bodegón Juanito. Wenngleich Juanito besonders berühmt für sein Fleisch ist, wollen wir heute einmal etwas Neues ausprobieren. Wir bestellen ausschließlich Vorspeisen und davon jeweils nur die halbe Portion. Sopa de Pollo, Campeones en ajillo, Queso asado, Croquetas und Salchichas. Mitten im Schlemmen erreicht uns die Nachricht, dass die Zentralregierung in Madrid eine absolute Ausgangssperre für Spanien ausgesprochen hat, beginnend mit kommenden Montag 8:00 Uhr. Wir fragen natürlich sofort Juanito und der bestätigt dies und teilt uns mit, dass diese Ausgangssperre für die nächsten 15 Tage gilt. Er wird seinen Laden einfach 2 Wochen zusperren und nimmt dies recht locker. Wir sind erstmal völlig unsicher, ob wir überhaupt am 20.3. zum Flughafen fahren dürfen. Astrid, unsere Vermieterin kommt morgen um 10:00 Uhr zu uns und die kennt sich (hoffentlich) aus. Also werden wir uns morgen schlau machen.

 
 
 
 
 


15.3.2020 - unser letzter Tag in Freiheit!
Als ich heute in der Früh auf die Terrasse gehe offenbart sich erstmals so etwas wie eine Morgenstimmung. Hübsch anzusehen, aber leider mit dicken Regenwolken verbunden. Allerdings regnet es über dem Meer, wo doch die Insel sie Feuchtigkeit so dringend nötig hätte. Gegen 10 Uhr kommt unsere Vermieterin und übergibt uns frische Bettwäsche und Handtücher. Sie teilt uns mit, dass wir - falls denn am Freitag geflogen wird - ohne Probleme zum Flughafen fahren können. Sollten die Flüge eingestellt werden, können wir auch länger als bis zum 3.4. bleiben. Da wir ab morgen früh um 8 Uhr nicht mehr außer Haus dürfen, wollen wir den heutigen Tag noch nutzen. Außerdem brauchen wir noch Butter fürs Frühstück der kommenden Tage. Also zunächst einmal zum Mercadona, der hat aber am Sonntag zu. Uns fällt auf, dass eigentlich alles zu hat. Alle Läden, Restaurants, Kaffeehäuser - einfach alles außer Tankstellen. Wir kennen einen kleinen Laden in Puerto de Santiago und fahren halt mal schnell die 60 km um die Butter zu besorgen. Die Straßen sind wie leergefegt. Schon mal da wollen wir noch einmal den Spazierweg nach Alcalá gehen. Der Weg ist bereits gesperrt und laut Dekret des Bürgermeisters die Nutzung von Stränden und Spazierwegen verboten. Bei Zuwiderhandlung drohen drastische Strafen. Also fahren wir wieder zur Nordseite und dort nach Las Aguas. Hier gibt es eine schöne Wanderung entlang der wilden Küste. Der Weg trägt den klingenden Namen „Rambla de los Caballos“ (Pferdepromenade). Immer wieder passiert man witzige kleine Häuschen, findet jede Menge Blumen, eine Katze steht Model und wer möchte, kann in der kleinen Eremita de la Virgin del Rosario in sich gehen. Eine Wanderung weitab der Touristenrouten. Danach fahren wir heim und stellen uns auf zumindest einmal 4 Tage Hausarrest ein.  

 
 
 
 
 
 
 


16.3.2020 - vier!
Es sind noch vier Tage bis zu einem möglichen Heimflug. Falls am Freitag Condor noch Teneriffa anfliegt sind wir mit an Bord. Was uns dann daheim erwartet wissen wir nicht. Hier auf Teneriffa ist heute um 8:00 Uhr die Ausgangssperre in Kraft getreten. Von unserer Terrasse können wir einen Teil der TF31 einsehen, jene Straße die vom Anagagebirge herführt. Normalerweise herrscht hier lebhafter Morgenverkehr. Heute sind nur ganz vereinzelt Autos zu sehen und der daneben verlaufende Gehweg, welcher direkt an der pittoresken Steilküste entlang führt, ist verwaist. Normalerweise tummeln sich hier Urlauber und Jogger. Alle sind schön brav zu Hause und befolgen die Anweisungen der Regierung. In der Nacht hat es geregnet und ich vertreibe mir ein paar Minuten damit, die Terrasse zu reinigen. Das Wetter wäre recht einladend für eine Wanderung. Aber geht eben nicht. Und da es nach 1 Stunde zu regnen anfängt trauern wir einer möglichen Wanderung auch nicht lange nach. Wir haben Zeit, viel Zeit. Gerti ist verantwortlich für Social Media und das beschäftigt sie den halben Vormittag. Ich wiederhole ein paar Lektionen Spanisch und um Mittag schauen wir uns die deutschen Nachrichten an. Eigentlich bin ich recht froh derzeit nicht zu Hause zu sein. Hier verläuft alles ruhig, die Tinerfeños sind unaufgeregt und fügen sich in ihr Schicksal. Ändert ja auch nichts an der Gesamtsituation wenn man sich aufregt. Auch die Gedanken - was machen wir wenn die Flüge eingestellt werden - sind nicht sinnvoll. Wir müssen es nehmen wie es kommt. Da wir ja auch noch ein Ticket für den 3. April haben mach ich mir da gar keine Sorgen. Und wenn auch Anfang April kein Flieger geht dann holt uns möglicherweise Österreich heim oder wir bleiben solange hier bis wieder ein Flieger geht. Am Nachmittag landet unser letztes Steak in der Pfanne. Vielleicht geh ich morgen mal Einkaufen, nur um mir ein wenig die Füße zu vertreten. Mal sehen. 

17.3.2020 - drei!
Der erste Tag unseres Hausarrestes ist geschafft. In der Nacht hat es geregnet und auch in den Morgenstunden regnet es teils kräftig. Die Natur wird aufatmen. Bei diesem Wetter wären wir sowieso im Haus geblieben. Ein bisschen Sorge bereitet mir unser Lebensmittelvorrat. Der geht langsam zur Neige. Im Laufe des Vormittags reisen wieder Leute aus unserer Anlage ab. Wir haben Blickkontakt und der Mann erzählt mir irgendetwas in einem Kauderwelsch aus Französisch und Englisch. Ich sage nur „alles kein Problem“ und 5 Minuten drauf klopft er bei uns der Wohnungstür. Ich schau raus und sehe vor unserer Tür eine große Tüte voller Lebensmittel und 2 Flaschen Bier. 5 Meter weg stehen die Franzosen und erklären mir, dass sie jetzt zum Flughafen fahren. Ich bedanke mich höflich für die Lebensmittel und hab ab jetzt ein Luxusproblem. Unsere Lebensmittelvorräte bereiten mir keine Sorgen mehr. Wie wir das alles in 3 Tagen aufessen sollen schon eher. Deshalb gibt es zum sehr späten Frühstück erst einmal eine riesen Portion Rührei mit Schinken und Tomaten. Um Mittag schauen wir uns die deutschen Nachrichten an. Außer Corona scheint es nichts mehr auf dieser Welt zu geben. Wenn ich hier in unserer kleinen heilen Welt der Kanaren den Nachrichten folge, bekomme ich Panik. Wieso muss die Presse eigentlich immer alles so reißerisch darstellen. Ja, es gibt ein Problem, keine Frage, aber das kann man auch nüchtern und sachlich darstellen. Wen interessiert es, ob der Eine nicht mehr Fußball schauen kann, der Andere nicht mehr ins Kino gehen darf und der Dritte das Problem hat, dass seine Lieblingsleberwurst beim Aldi ausverkauft ist. In was für einer verrückten Welt leben wir eigentlich?

 

18.3.2020 - zwei!
Gestern am späteren Abend bekamen wir die Mitteilung, dass unser Rückflug am Freitag planmäßig stattfindet. Somit eine Sorge weniger. Dass wir nicht raus dürfen ist eigentlich kein Problem. Wir haben jetzt den dritten Tag hintereinander schlechtes Wetter und da wären wir sowieso nicht wandern gegangen. Gerti liest viel, ich gehe alle Spanischlektionen noch einmal durch und so vergeht die Zeit. Dank der Lebensmittel die wir gestern von den Nachbarn bekamen, haben wir jede Menge zum Futtern. Heute zum Frühstück Speck, Eier und Toast, am Nachmittag eine große Portion Thunfischsalat und für den kleinen Hunger (falls er kommen sollte) stehen noch 10 Fruchtjoghurts im Kühlschrank. Da es im Fernsehen außer Coronavirus nichts gibt bleibt der ausgeschaltet. Die Versorgung zu Hause wurde heute in die Wege geleitet. Gertis Bruder hat sich angeboten für uns einzukaufen und wird uns dann die Sachen in den Lift stellen. So kommen wir mit niemand in Kontakt. Alles kein Problem, alles kein Grund zur Panik. Hier in unserer Anlage sind wir glaube ich die letzten Bewohner. Es ist so ruhig, man hört eine Stecknadel fallen. Wir haben hier eine Heizung und gemütliche 22 Grad in der Wohnung. Wir sind gesund, haben genug zum Essen und hatten alles in allem einen wunderschönen Urlaub. Ok, das erste Quartier war nicht so toll, aber die vielen Wanderungen die wir machen konnten lassen uns die eine Unterkunft und die Calima vergessen. Morgen muss ich noch einmal runter in die Stadt um was zu besorgen. Bin mal gespannt wie viele Menschen ich da sehen werde und wie streng kontrolliert wird. Aber zum Supermarkt darf man ja.

19.3.2020 - eins!
Teneriffa macht uns das Abschied nehmen wirklich leicht. Auch heute ist  schon wieder Regenwetter. Laut Wetterbericht soll es ab 11:00 Uhr sonnig werden. Um ½ 12 mach ich mich dann auf den Weg zum Einkaufen. Sicherheitshalber nehme ich mir einen Regenschirm mit. Der nächstgelegene Supermarkt wäre zwar gleich ums Eck, aber den meide ich. Der Ortsteil La Paz wird ausschließlich von Touristen bewohnt. Tausende und abertausende haben hier eine temporäre zweite Heimat gefunden. Und diese Leute gehen in diesen Supermarkt, der hauptsächlich Lebensmittel von Edeka anbietet. Hier brummt der Laden. Die engen Gänge zwischen den Regalen lassen keinen Meter Abstand zu. Da ziehe ich den riesigen Mercadona in der Stadt vor. Es sind zu Fuß nur 20 Minuten und ich bin froh mich wieder einmal ein bisschen bewegen zu können. Grad als der Mercadona in Sichtweite kommt öffnet Petrus die Schleusen und es regnet in Strömen. Gut dass ich meinen Schirm dabei habe. Im Mercadona fragt mich ein Mann beim Eingang ob ich einen „carro“ (Einkaufswagen) brauche. Ich sage ihm, dass ich nur meine „bolsa“ (Tasche) brauche und darf sofort rein. Carros sind zurzeit nur begrenzt verfügbar und werden nach Rückgabe desinfiziert. Tolles Service. Im Laden sind ca. 40 Kunden und es geht sehr gesittet zu. Die Regale sind gut bestückt, wenngleich nicht gerammelt voll. Hamsterkäufe gibt es nicht. Klopapier haben sie so viel, dass sie es exportieren könnten. Der Rückweg ist beschwerlich. Nicht dass die Tasche so schwer wäre, aber es geht ca. 100 m nach oben und das alles über Stufen. Es ist extrem schwül und oben angekommen bin ich schweißgebadet. Da war die „ruta de agua“ ein Spaziergang dagegen. Unweit von unserem Domizil ist das riesige Hotel Bluesea Interpalace. Es hat 232 Zimmer und nur mehr eine Handvoll Gäste, die auf ihren Balkonen stehen und auf das nicht vorhandene Treiben auf den Straßen von La Paz blicken. Irgendwie tun sie mir leid. Die sind wahrscheinlich grad mal für 14 Tage da und dürfen nicht aus den Zimmern. Auch die riesige Poollandschaft ist geschlossen. Zu Hause angekommen fangen wir an die Koffer zu packen. Wieder einmal haben wir viel zu viel Kram mitgenommen. Schön langsam müssten wir wissen was wir brauchen, aber zu Hause glaubt man einfach nicht, dass man mit 2 T-Shirts problemlos auskommt. Nächstes Mal - so es denn eines gibt - wird weniger eingepackt. Gerti verarbeitet unsere restlichen Lebensmittel zu einem großartigen Kartoffelgröstl mit Schinken und Spiegelei und die letzten Tomaten und Zwiebel zu einem ebenso großartigen Tomatensalat. Jetzt haben wir nur mehr Frühstück und Jause für morgen und jede Menge Joghurt und Bier. Um letzteres werde ich mich heute noch kümmern.

20.3.2020 - lift of!
Es ist kaum zu glauben. Auch am heutigen Tag herrscht das trübe Wetter vor. Uns kann es egal sein, geht es heute doch heimwärts. Wir verarbeiten die letzten Essenvorräte im Frühstück, einer Jause zum Mitnehmen und noch 4 Sandwiches für den Abend bzw. die Nacht. Um ½ 10 machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Es gibt keine Verkehrskontrollen und wir kommen zügig voran. Die 90 km schaffen wir in einer knappen Stunde. Die Rückgabe des Autos ist auch einfach. Auto hinstellen, Schlüssel im Auto lassen und den Leuten eine Mail schicken, dass der Wagen beim vereinbarten Platz abgestellt ist. Am Flughafen ist beim Check in doch allerhand los. Aber es geht sehr stressfrei zu. Die Leute achten auf den zumindest 1m Abstand. Es gibt kein drängeln und schon haben wir unsere Bordkarten. Wir gehen wieder ins Freie, suchen uns eine Sitzbank und verzehren unsere Jause. So vergeht die Zeit recht flott und wir gehen durch die Sicherheitskontrolle. Auch hier alles vorbildlich. Kein Gedränge, Rücksichtnahme überall. Auf der Bordkarte steht kein Gate. Das wird erst 25 Minuten vor Boarding bekanntgegeben. Da so gut wie alle Maschinen heute nicht direkt am Flughafen andocken sondern auf den Parkpositionen warten, werden wir mit dem Bus zum Flieger gebracht. Die Besatzung begrüßt jeden recht freundlich und teilt uns dann mit, dass das Service stark reduziert sein wird. Was hat das Service - Speisen und Getränke - mit Corona zu tun? Überhaupt wird der Flug so dargestellt, als ob es ein Sonderflug zum Zwecke der Evakuierung wäre. Hallo Condor, das ist der ganz planmäßige Linienflug DE1585! Zum Essen gibt es ein kleines Weckerl mit einer Scheibe Käse und einem aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatum 27.1.2021 - pure Chemie! Gerti sitzt am Fenster und ist ganz entzückt über die phantastische Aussicht. Nicht die Szenerie ist so grandios sondern die Reinheit der Luft und die Klarheit der Farben. Die Luftverschmutzung dürft wirklich schon etwas zurückgegangen sein. Nach guten 4 Stunden landen wir in München. Schnell die Koffer holen und unseren Parkplatzmann anrufen. Der sammelt uns und 6 weitere Leute auf und ab geht es nach Halbergmoos wo unser Auto in der Garage abgestellt ist. Der Verkehr ist mäßig und kommt hinter Rosenheim praktisch zum Erliegen. Nur ganz vereinzelt sind LKW unterwegs, PKW fast gar keine. So wenig Verkehr sind wir gar nicht mehr gewohnt. Es wirkt irgendwie surreal, fast gespenstisch. Ca. 3 km vor der Grenze ist ein großer Stau. Hauptsächlich LKW warten hier auf die Abfertigung, aber auch vereinzelt sind PKW darunter. Kroaten, Slowenen, Ungarn – Gastarbeiter auf dem Weg in die Heimat. Anfangs geht für 20 Minuten gar nichts. Dann kommt Bewegung in die Kolonne und mit einigen Stops schaffen wir die Grenze dann doch relativ zügig. Ein freundlicher Polizist teilt uns mit, dass wir in eine freiwillige, 14 tägige Heimquarantäne müssen. Da wir das aus den Nachrichten schon vorher wussten sind wir nicht überrascht und unterschreiben das entsprechende Formular. Dann noch die letzten Kilometer auf der ebenfalls leeren Autobahn nach Mondsee und das war dann Teneriffa 2020.

 

Epilog
Wenn wir jetzt einmal die allgegenwärtige Corono Situation ausblenden, war es trotzt vielen Hoppalas (Calima, Auto - um nur einige zu nennen) ein toller Aufenthalt auf unserer Lieblingsinsel. Zukünftig werden wir den Süden bzw. Südwesten als möglichen Wohnort nicht mehr in Betracht ziehen, sondern  ausschließlich im Nordwesten wohnen. Die Anfahrt zu den Wanderungen ist kürzer und wenn wir ins Anagagebirge fahren, haben wir die Autobahn. Unser nächstjähriges Quartier liegt in Santo Domingo. Warum gefällt es uns auf Teneriffa bzw. auf dem spanischen Festland in Galizien so gut? Die Frage ist leicht zu beantworten. Wir bewohnen bzw. bewandern jene Teile des Landes, die nicht vom Tourismus überrannt werden. Wir gehen in die regionalen Wirtshäuser essen, in denen die Einheimischen verkehren. Wir versuchen uns anzupassen, lernen die Sprache und sind immer freundlich und respektvoll zu den Leuten. Wir leben im Ausland immer nach dem Motto "When in Rome, do as the Romans do" und fahren gut damit.
Hasta luego Tenerife, nos vemos el año que viene.

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